Schnelle Abkühlung bei Sommerhitze

Die ersten Vorboten des Sommers sind da: Ventilatoren im Retrostyle, kleine für den Tisch und Standgeräte für den Boden. Direkt daneben ein mobiles Klimagerät, groß wie ein Handgepäck-Rollkoffer für den Urlaubsflieger.

Erinnerst du dich? Der Sommer 2019 war so heiß, dass nach kurzer Zeit Ventilatoren und Klimageräte so knapp waren, wie das Klohpapier zu Beginn des Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020. Solltest du also jetzt schnell einen Ventilator oder ein Klimagerät hamstern, damit du nicht leer ausgehst und bestens für einen heißen Sommer gewappnet bist?

 

Halt, nicht gleich losrennen oder hektisch online bestellen!

Guck doch erst mal, was du schon hast oder schnell machen kannst, um der Sommerhitze Paroli zu bieten.

 

7 Maßnahmen, die deine Wohnung kühl halten

In normalen Sommern reichen sie in ausreichend gedämmten Wohnungen aus, um ein angenehmes Wohnklima zu schaffen:

  • Halte deine Wohnung so schattig wie möglich. Hilfreich dabei sind Markisen, Rollos, Jalousien, Fensterläden oder Sonnensegel außen

      vor den Fenstern. So kannst du kurzfristig Backhofen-Hitze am besten von deinen Räumen fernhalten. Vorhänge oder Rollos innen an den

      Fenstern sind zwar immer nur die zweitbeste Lösung - allerdings in jedem Fall besser als nichts.

  • Lüfte - am besten quer durch die Wohnung - morgens und abends, solange es noch angenehm kühl ist. Dann Fenster und Türen

      tagsüber möglichst geschlossen halten, damit die Wärme draußen bleibt. Organisier dir Hilfe fürs Lüften deiner Wohnung, wenn du

      unterwegs bist. Sind nach einem Wochenende/Urlaub deine Räume erst einmal richtig aufgeheizt, dauert es länger, sie wieder

      runterzukühlen, als wenn die Temperatur täglich etwas gedrosselt wird.

  • Spar dir langes Kochen und Backen. Das heizt die Wohnung durch die Abwärme der Geräte zusätzlich auf. Angenehmer bleibt es

      drinnen, wenn die Küche an heißen Tagen kalt bleibt - Brote und Rohkost mit Dips und Pasten, Fruchtkaltschalen oder Salate sind ideale

      Sommergerichte bei Hitze.

  • Mit vielen Grünpflanzen senkst du über die Verdunstung der Blätter die Raumtemperatur - allerdings nur ein wenig. 
  • Für alle ohne grünen Daumen: Den gleichen Effekt haben auch feuchte Handtücher – oder frisch gewaschene Wäsche.
  • Nutze den kühlenden Kamineffekt aus dem Orient. Dort kühlen Bauherren seit Jahrhunderten ihre Häuser nach einem ganz einfachen physikalischen Gesetz: Warme Luft steigt automatisch nach oben. Kann diese warme Luft, die sich am höchsten Punkt der Wohnung sammelt, dort durch ein Fenster nach draußen abziehen, kann unten kühlere Luft ins Haus nachströmen. Die Folge ist ein angenehm kühlen Luftzug im ganzen Haus. 
  • Eine Eis-Flasche im Schlafzimmer kann wie ein Mini-Kamin wirken. Dazu eine Wasserflasche, die fast voll ist (!), einfrieren und anschließend auf einem Teller (wegen Kondenswasser) oben auf den Kleiderschrank oder einen anderen möglichst hohen Punkt stellen. Die Flasche kühlt die Umgebungsluft, die daraufhin im Raum absinkt und die warme Luft in Bodennähe anhebt. Oben beginnt der Kühlkreislauf von vorne - und du kannst hoffentlich besser einschlafen. Natürlich funktioniert das in jedem Raum anderen deiner Wohnung ebenso. Mit einer 1,5-Liter-Flasche erfrischt du einen rund 20 Quadratmeter großen Raum je nach Ausgangstemperatur etwa drei Stunden lang. Ist der Raum, den du kühlen möchtest größer, kannst du mehrere Flaschen im Zimmer verteilen.

Ok, sieht ganz so aus, als ob es dir immer noch zu heiß in deiner Wohnung ist.

Jetzt ist es Zeit, einen Ventilator zu kaufen

So ein Ventilators verschafft dir sofort gefühlte Kühlung durch den angenehmen Luftzug des Propellers.

Wer vor der ersten Hitzewelle des Jahres einen Ventilator kaufen möchte, kommt schnell ins Staunen: Es gibt in Elektronik- und Baumärkten, im Fachhandel, beim Discounter und erst recht übers Internet unglaublich viele Geräte in sehr unterschiedlichen Formen und mit sehr unterschiedlichen technischen Möglichkeiten. Stromsparend und sehr wirkungsvoll sind kleine Geräte, die du direkt neben dich stellen kannst.

Läuft der Luftquirl bei Mittagshitze an 30 Tagen, sagen wir mal 6 Stunden am Tag, fallen dafür bei einem 30 Watt-Gerät knapp 2 Euro und bei einem 90 Watt-Gerät rund 5 Euro mehr Stromkosten im Jahr an (ja, das wird dir wohl keine Schweißtropfen auf die Stirn treiben).

 

3 kleiner Spoiler: 

  •  Für messbar kühlere Luft im Raum sorgt der Ventilator leider nicht.
  • Im Gegenteil. sein Motor läuft mit der Zeit warm und heizt dann den Raum etwas auf. Lüften am Abend nicht vergessen!
  • Über Stunden Zugluft ins Gesicht oder in den Nacken, verursachen bei mir hässliche rote Augen oder einen steifen Hals - das braucht kein Mensch. Deshalb nutze ich den Ventilator nur so kurz wie möglich.

 

Du willst Kühlung statt Backofen-Hitze

Du bist die Backofen-Hitze in deiner sonnendurchfluteten Wohnung so leid und brauchst wirklich Kühlung? Da bist du in bester Gesellschaft: Jährlich kaufen in Deutschland rund 140.000 Hitzegeplagte ein Klimagerät. Der Einstieg ist oft eine vergleichsweise preisgünstige, mobile Klimaanlage, mit der sich sporadisch einzelne Räume um ein paar Grad runterkühlen lassen.

Im Prinzip funktionieren Klimageräte wie ein Kühlschrank. Die warme Raumluft wird angesaugt, mit einem Kompressor durch den integrierten Kühlmittelkreislauf geleitet und so heruntergekühlt, Der gekühlte Luftstrom fließt zurück in den Raum, die warme Abluft über einen mitgelieferten Schlauch samt Abdichtung durchs leicht geöffnete Fenster nach draußen.

Allerdings: Wenn ein überhitzter, rund 25 Quadratmeter großer Wohnraum (gut 60 Kubikmeter bzw. 60000 Liter Luft) im Sommer von teilweise über 30 Grad Celsius auf angenehme 25 Grad Celsius runtergekühlt werden soll, kostet das natürlich viel mehr Strom, als wenn ein Kühlschrank ideal temperiert werden soll. Bei nur 30 Tagen Laufzeit im Jahr ergibt sich schnell ein zusätzlicher Stromverbrauch von 360 Kilowattstunden im Jahr, also gut 100 Euro für einen heißen Sommer. Das ist deutlich mehr als meine Kühl-Gefrier-Kombination (209 Liter plus 61 Liter, 225 kWh/a) im Dauerbetrieb das ganze Jahr verbraucht und sogar 20 bis 50mal so viel Strom, wie ein Ventilator benötigt.

Wissen solltest du auch, dass der Kompressor des mobilen Kühlgerätes Geräusche macht - nicht umsonst haben solche Klimageräte eine Schlummertaste für die nächtliche Ruhe. Geräte mit 60 bis 65 dB brummen nicht nur lauter als ein Kühlschrank, sondern sind auch im Vergleich zu Ventilatoren oder fest in der Wand montierten Klimaanlagen am lautesten. Vielleicht kannst du vor dem Kauf Probehören, oder du hast die Option, einen übermäßigen Krachmacher zurückzugeben.

Leistungsstärker, deutlich teurer und als fest montiertes Gerät eher für den Dauerbetrieb geeignet sind Split-Klimaanlagen. Sie bestehen aus einem Innen- und einem Außengerät. Innen wird die warme Raumluft angesaugt und über Kühlrippen gekühlt. Dabei verdampft die Kühlflüssigkeit und strömt über ein Rohr nach außen zum Kühlkompressor, wird dort heruntergekühlt und fließt zurück in den Raum. Vorteile: Im Raum ist es deutlich leiser als bei einem mobilen Klimagerät, weil der Kompressor draußen brummt. Die Kühlleistung ist stärker und die Temperatur kann konstant gehalten werden.

 

Spoiler: In Ballungsräumen könnten Klimageräte die Folgen des Klimawandels verstärken. Städte gelten schon jetzt wegen der dichten Bebauung als Hitze-Inseln. Wenn sich Hitzeperioden künftig häufen, wird die Nachfrage nach Klimaanlagen weiter steigen,  Doch, je mehr diese Geräte innen kühle Luft produzieren, desto stärker heizen sie draußen die Umgebungsluft auf.  

 

Du weißt nicht, wie viel Leistung (Watt) dein Klimagerät braucht?

Ja, das Angebot an Klimageräten ist verwirrend groß.

Zuerst solltest du entscheiden, welche Funktionen dein Kühlgerät haben sollte.

Dann klärst du die wichtigste Frage vor dem Kauf: Wie leistungsstark muss das Gerät seit, damit es den Raum optimal kühlt?

Die Geräte-Leistung wird in Watt (W) angegeben.

Welche Leistung für deinen Raum die richtig ist, hängt ab von der Raumgröße, der Anzahl der Personen, die sich darin aufhalten, dort genutzten Elektrogeräten und davon, wie stark sich der Raum über Tag aufheizt.

Faustformel: Um große Räume zu kühlen, ist mehr Leistung nötig, als für kleine. Bei schlechter Dämmung und hoher Sonneneinstrahlung heizt sich der Raum im Sommer stark auf und du brauchst deutlich mehr Leistung als bei guter Dämmung und wenig Sonneneinstrahlung.

Formel für einen mäßig heißen Raum:

25 m2 x 60 Watt = 1500 Watt* ** erforderliche Geräte-Leistung

Formel für einen sehr heißen Raum:

25 m2 x 100 Watt = 2500 Watt* ** erforderliche Geräte-Leistung

*Für jede weitere Person im Raum sollten 250 Watt zusätzlich kalkuliert werden.

**Für elektrische Geräte, die laufen, während das Klimagerät kühlt (Kühlschrank, Computer, Musikanlage, ...) addierst du deren Leistung (W) hinzu - du findest sie auf dem jeweiligen Typenschild.

 

Tipp: Informiere dich vor dem Kauf so gründlich wie möglich

  • Wenn du die Leistung zu niedrig wählst, bleibt es heiß im Raum, weil das Gerät überfordert ist.
  • Wählst du ein zu leistungsstarkes Gerät, steigen die Anschaffungskosten unnötig und das Gerät verbraucht dauerhaft mehr Strom als nötig.

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Wie sorgst du bei Sommerhitze für Abkühlung in deiner Wohnung?

Schreib deine Erfahrungen unten in den Kommentar. Ich freu mich darauf!

Wenn du Fragen zum Thema hast, freue ich mich auch und antworte auf jeden Fall. 

 

 

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